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Steuererklärung: Arbeitnehmer können viel Geld sparen
von Gerrit Wustmann
Steuererklärung: Arbeitnehmer können viel Geld sparen
© seewhatmitchsee / iStock

Die Steuererklärung ist unbeliebt, gilt als kompliziert. Doch in Wahrheit ist sie für die meisten Arbeitnehmer ganz einfach und in wenigen Schritten zu bewältigen. Am Ende winken beachtliche Beträge, die man sich Jahr für Jahr vom Finanzamt zurückholen kann. Wir erklären, wie das geht.

Die Steuererklärung gilt als Inbegriff der überkomplizierten deutschen Bürokratie. Unzählige kryptische Formulare und Unterformulare gibt es. Anhänge für Sonderfälle und Ausnahmeregelungen. Winzig klein gedruckte kafkaeske Hinweise und Erläuterungen, die mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Dazu die Pflicht, jede Quittung und jeden Kontoauszug jahrelang aufzubewahren. Und zwar so ordentlich sortiert, dass man alles auf Anhieb findet, und sei es ein Portobeleg von 2012. Als wäre das alles nicht genug, heißt das Programm zur elektronischen Steuererklärung kurz ‚Elster‘. Immerhin – die Finanzämter haben Humor.

Allerdings findet das kaum ein Mensch witzig, und wer kann, der drückt sich um die Steuererklärung oder schiebt sie bis zum letztmöglichen Zeitpunkt auf. Oder lässt sie von einem Steuerberater erledigen, dessen Kosten alle dadurch gewonnenen Einsparungen wieder auffressen. Millionen Arbeitnehmer verzichten gar komplett darauf, eine Steuererklärung zu machen, weil sie nicht dazu verpflichtet sind, sofern sie keine Nebeneinkünfte haben.

Und das bewahrt sie auch vor möglichen Fehlern. Denn über solche kursieren zahlreichen Horrorgeschichten. Wer kennt nicht eine Anekdote über einen Kollegen, der mal aus Versehen drei Euro zu wenig deklariert hat und sich dann über Monate mit der ganzen Macht des Finanzapparates konfrontiert sah? Immer gern garniert mit dem Hinweis auf die Kleinen, die gehängt werden und die großen Konzerne, bei denen trotz Abermilliarden an Steuervermeidung niemand so genau hinschaut.

In Wahrheit sind die meisten dieser Geschichten, trotz wahren Kern, maßlos aufgeblasen. Fakt ist: Für die allermeisten Arbeitnehmer ohne Nebeneinkünfte ist die jährliche Steuererklärung ein Kinderspiel, das in weniger als zwei Stunden erledigt ist, wenn man einmal weiß, wie es geht. Und diese zwei Stunden sollte jeder investieren. Es lohnt sich. Denn damit kann man sich viel Geld vom Finanzamt zurückholen. Bei manch einem dürfte ein dreizehntes Monatsgehalt oder zumindest ein ordentlicher Betrag für die Urlaubskasse rauskommen. Und selbst Geringverdiener können mit der Steuererklärung nur gewinnen.

Braucht man einen Steuerberater?

Die Lohnsteuer wird Monat für Monat automatisch vom Gehalt abgezogen, an das Finanzamt abgeführt und auf der Gehaltsabrechnung vermerkt. Viele Arbeitnehmer merken daher gar nicht so genau, wie hoch die Steuern sind, die sie bezahlen. Und wer hier schon Probleme hat, ist wohl eher versucht, die ganze Angelegenheit, wenn es schon sein muss, an einen Steuerberater zu geben.

Und das ist der erste Fehler. Denn die Steuererklärung für Arbeitnehmer ist so einfach, dass man keinen Steuerberater braucht. Dessen Honorar ist rausgeschmissenes Geld. Wer seine Steuer einmal selbst gemacht und gemerkt hat, wie simpel es geht, wird sich über jeden Euro, den er zuvor einem Steuerberater gezahlt hat, ärgern.

Aber keine Angst: Man muss sich auch nicht mit den Formularen des Finanzamtes rumquälen. Und auch das kaum weniger komplizierte Elster-Programm benötigt man nicht. Außer natürlich, um am Ende die elektronische Steuererklärung beim Finanzamt einzureichen.

Software-Lösung: Steuer-Programme erleichtern die Arbeit

Stattdessen macht man die Arbeit mit einem Steuerprogramm am Computer. Es gibt viele Steuer-Programme am Markt, und einige populäre wie zum Beispiel das WISO-Programm sind übersichtlich, einfach und gut. Aber auch Tax und Quicksteuer sind empfehlenswert. Und die Programme sind nicht teuer. Es gibt sie schon für weniger als zehn Euro auf CD-ROM oder als Download. Wichtig: Unbedingt drauf achten, dass man ein Programm für Arbeitnehmer kauft. Für Selbständige gibt es spezielle Varianten, die teurer sind, und mit denen Arbeitnehmer in der Regel nichts anfangen können.

Der wesentliche Vorteil dieser Programme: Sie sind viel einfacher und eingängiger strukturiert als alles, was man vom Finanzamt bekommt. Außerdem gibt es zu allen Fragen und Eventualitäten leicht verständliche Erklärungen. Und wenn es trotzdem mal hakt, helfen viele Anbieter per Hotline weiter. Außerdem analysieren einige der Programme die Nutzereingaben, weisen einen auf Fehler oder Unstimmigkeiten hin und auch auf sämtliche Möglichkeiten, noch mehr Geld rauszuholen. Die Investition in ein Steuer-Programm rentiert sich also mit wenigen Klicks.

Was man alles von der Steuer absetzen kann

Für viele Arbeitnehmer, die sich bislang noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben, ist es überraschend, wie viele Posten man tatsächlich steuerlich geltend machen kann. Und jeder Euro, den man ansetzt, mindert die tatsächliche Steuerlast. Das heißt: Je mehr dabei zusammenkommt, desto höher fällt die Steuer-Erstattung durch das Finanzamt aus. Dieser Erstattungsbetrag wird in den Steuer-Programmen stets angezeigt und immer weiter aufaddiert, so dass man beim Abschluss der Steuererklärung bereits weiß, auf wie viel Geld man sich freuen darf.

Die Basics sind in der Regel klar: Man kann seine Sozialabgaben bis zu einer bestimmten Höhe von der Steuer absetzen, außerdem private Kranken-Zusatzversicherungen und Zuzahlungen zu Medikamenten und Behandlungen – ebenfalls bis zu bestimmten, einkommensabhängigen Grenzen.

Auch dass man die Weg zur und von der Arbeitsstätte in Form der Pendlerpauschale steuermindernd ansetzen kann, wissen noch die meisten. Dasselbe gilt für sämtliche Ausgaben, die direkt mit der Arbeit zu tun haben. Grundsätzlich steht allen Arbeitnehmern ein so genannter Werbungskosten-Pauschbetrag in Höhe von 1000 Euro pro Jahr zu. Dieser wird automatisch angesetzt – egal, wie hoch die tatsächlichen Ausgaben waren. Wer keine höheren Kosten hat, kann sich dank der Pauschale das lästige Sammeln von Quittungen sparen. Wer drüber liegt, sollte sich die Arbeit aber machen, denn das bringt bares Geld.

Steuern sparen mit Spenden und Miet-Nebenkosten

Weniger bekannt sind aber andere, nicht weniger einträgliche Posten. Zum Beispiel die haushaltsnahen Dienstleistungen und Handwerkerleistungen. Heißt: Wer seine Wohnung putzen lässt, wer sein Haus renoviert und ähnliche Arbeiten ausführen lässt, der kann die dabei anfallenden Kosten bis zu einer bestimmten jährlichen Höhe von der Steuer absetzen.

Ganz wichtig ist dieser Aspekt auch für Mieter. Diese sollten bei der Steuererklärung ihre Nebenkostenabrechnung zur Hand haben. Denn auch in ihr verstecken sich haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerleistungen. Das geht vom Hauswart über die Aufzugwartung bis zum Schornsteinfeger. Je nach Höhe der Nebenkosten lässt sich da einiges rausholen.

Und auch Spenden an gemeinnützige Einrichtungen mindern die Steuerlast. Wer also etwas Gutes tut und einen Teil seines Geldes für sinnvolle gesellschaftliche Zwecke spendet, wird dafür mit einer Steuererleichterung vom Finanzamt belohnt.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Sonderfällen, die je nach individueller Lebenssituation zu weiteren Steuererleichterungen führen können. Die Steuer-Programme kennen alle diese Fälle und geben die Möglichkeit, sie Schritt für Schritt abzuarbeiten, so dass man wirklich das Maximum rausholt. Und das können je nach Einkommenssituation sogar beträchtliche vierstellige Beträge sein. Wenige Wochen nach Einreichen der Steuererklärung erhält man dann vom Finanzamt schriftlich den Steuerbescheid – und eine Überweisung aufs Konto. Das sollte sich kein Arbeitgeber entgehen lassen. Wer keine Steuererklärung macht, der verschenkt Jahr für Jahr beträchtliche Beträge ans Finanzamt.

Wer schonmal vorab checken will, wie viel am Ende vom Bruttogehalt übrig bleibt, kann das ganz einfach mit unserem Brutto-Netto-Rechner ermitteln. Und der Gehalts- und Steuerrechner verrät mit wenigen Klicks, wie hoch die tatsächliche Steuerlast ausfällt.

von Gerrit Wustmann

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